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Johanni

 

"Ich denke mir die Erde mit ihrem Dunstkreise gleichnisweise als ein großes, lebendiges Wesen, das im ewigen Ein- und Ausatmen begriffen ist".

Goethe

 

Wenn wir das Gleichnis aufgreifen, dann hat die Erde in der Hochsommerzeit ganz ausgeatmet, hat sich mit ihren Wachstumskräften verströmt in die kosmische Weite.

Die Menschen haben das von jeher gespürt und feierten mit ekstatischen Ritualen diese ausströmende Licht- und Lebenskraft.

Für uns moderne Menschen steht vielleicht im Vordergrund, dass wir die Natur genießen und doch schon wieder erstaunt sind, dass der längste Tag des Jahres schon wieder vorbei ist - die Seele ist noch im Aufstieg mit den Lichtkräften befasst - und schon heißt es, sich langsam wieder nach innen zu wenden, um das Licht im Inneren zu stärken für die Zeit der Dunkelheit. Auf die größte Wachstumsentfaltung, die sich ans Leben verströmt, folgt ein Innehalten, ein Abrunden: Die Früchte reifen.

Wir erleben die Zeit, wo das Licht sich in goldene Hitze wandelt, die die Ernte reifen lässt. Manchmal ist es im Hochsommer vor lauter Hitze ganz still: die Vögel schweigen, nur die Grillen zirpen.

Die atmende Erde hat den Wendepunkt erreicht und beginnt nun langsam wieder einzuatmen, ihre Wachstumskräfte nach innen zu holen und zu bewahren.

 

Zum Johanni-Fest am 24.6., wenn die höchste Lichtentfaltung erreicht ist, können wir uns diese atmende Bewegung der Erde einmal bewusst machen und bewusst Dankbarkeit für die Fülle des Lebens und die Schönheit der Schöpfung, Dankbarkeit für das Wunder Leben empfinden.

 

"Der Sonne Licht durchflutet

Des Raumes Weiten,

Der Vögel Singen durchhallet

Der Luft Gefilde,

Der Pflanzen Segen entkeimet

Dem Erdenwesen,

Und Menschenseelen erheben

In Dankgefühlen

Sich zu den Geistern der Welt."

Rudolf Steiner

 

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